Der Original Haflinger
Im Frühjahr 1874 wurde auf einem Hof in Schluderns - heute ein 1.800-Seelen-Dorf im Südtiroler Vinschgau - ein Hengst geboren, der alles hatte, was ein Pferd fürs Gebirge braucht: Muskeln en masse, einen strammen Rücken, kräftige Gelenke. Dazu einen Stammbaum, der sich sehen lassen konnte: der Vater ein Araberhengst mit orientalischen Wurzeln, die Mutter eine Stute mit galizischen Vorfahren. Vom Vater hatte das Fohlen Eleganz und Anmut geerbt, von der Mutter das rötliche Haar und einen dunklen Streifen auf dem Rücken, den Aalstrich. Auf dieses Hengstfohlen beschlossen die Züchter zu setzen. 19 Jahre lang gab „249 Folie" - der Hoffnungsträger war nach seinem Besitzer Josef Folie und seiner Nummer im staatlichen Hengstregister benannt - seine guten Gene weiter; ab dem 2. Mai 1898 wurden er und seine Nachfahren vom K.-u.-k.-Ackerbauministerium offiziell als „Haflinger-Rasse" bezeichnet. Bis dato war der Begriff „Haflinger" für alle Bergpferde dieser Gegend verwendet worden, die nicht sonderlich groß waren und zum Tragen von Lasten eingesetzt wurden. Entlehnt worden war der Name von einem Ort namens Hafling oberhalb von Meran, in dessen Umgebung die Tiere traditionell gehandelt wurden. Seit 1967 trägt die Gemeinde Hafling ihr Patentier auch im Wappen.
von Bettina Gardner aus dem Buch "Der Haflinger"